Mit einigen geistlichen Gedanken zum Advent 2022 darf ich Sie alle ganz herzlich aus Kevelaer grüßen und verbinde damit meine Dankbarkeit gegenüber Ihrer Treue im Gebet.
Angesichts der turbulenten Zeit in Kirche und Welt lohnt sich eine Frage zu stellen in der Wende von einem zum anderen Wallfahrtsjahr in Kevelaer. Nach und in der Coronapandemie sind wir auch im Zugehen auf das Jahr 2023 weit entfernt von Normalität, im Gegenteil. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise lassen uns atemlos werden und vielleicht auch erstarren. Wie können wir uns in dieser Zeit nicht an die Trösterin wenden?
Was ist eigentlich wichtig im Leben des Menschen?
Es gibt Zeiten, da wird uns das bewusster als sonst, besonders dann, wenn etwas Einschneidendes passiert, in unserem eigenen Leben oder der Welt.
Unsere Zeitungen und Nachrichten sind voll von Antworten auf diese Frage. Die einen sagen: Wichtig ist der „soziale Friede“. Rentner und arbeitende Menschen, die die Wirtschaft stützen, sie sollen in Frieden miteinander leben können. Familien müssen ein Auskommen haben, damit Kinder nicht ein Armutsrisiko werden. Die Finanz- und Energiekrise muss irgendwie in den Griff kommen. Die Kirche soll aufbrechen in eine neue Zeit, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen und einen Beitrag zum Gesellschaftsfrieden leisten. Andere sagen: Die Verteilung der Rohstoffe ist das große Thema der Zukunft. Und natürlich der damit verbundene „Klimawandel“. Wie gehen wir mit den Ressourcen um? Der Schutz der Natur und ihres Reichtums muss unser erstes Anliegen sein. Wir sind doch Teil der Natur, und wenn es dieser Erde, ihrem Klima und den Arten im Tier- und Pflanzenreich schlecht geht, dann geht es uns allen schlecht. Wiederum andere sagen, gerade in diesen Tagen, die Stabilität des Weltfriedens ist wichtig unter Achtung der Meinungs- und Religionsfreiheit. Der internationale Terrorismus bedroht diesen Frieden, wir brauchen dringend Lösungen und Allianzen der Friedensstifter.
Und so geht es weiter, und auch in der Kirche gibt es die gleiche Frage und die Auseinandersetzung darum: Was ist wichtig? Was kommt zuerst? Was können wir dazu sagen? Welche Antwort können wir geben? Ich möchte behaupten, die Antwort, die wir als Christen aus dem Glauben herausgeben sollten, die brauchen wir uns gar nicht mehr zu überlegen.
„Euch aber muss es zuerst um das Reich Gottes und um seine Gerechtigkeit gehen“ (vgl. Mt 6,33). So sagt Jesus in der Bergpredigt und setzt Prioritäten.
Die Bergpredigt ist das Tor zum Verständnis der Verkündigung Jesu und die Seligpreisungen Jesu sind wie eine Eingangstür, durch die wir in die Weisungen der Bergpredigt hinein gehen können. Das wäre doch ein guter Anfang im Advent, durch die Tür hindurch zu gehen, welche uns dem Sprechen und Handeln Jesu näherbringt. Das Lesen und Verinnerlichen der Bergpredigt Jesu kann uns auf seine Ankunft im Leben des Menschen vorbereiten.
Wir verabschieden ja das Lukaslesejahr und beginnen das Matthäuslesejahr in der Leseordnung der Katholischen Kirche.
Versuchen Sie es doch einmal damit: Mt 5,3 – 7,29 u. Lk 6, 20-49.
In gut 20 Minuten haben Sie es geschafft und werden bestimmt fündig. Was ist Dir wirklich wichtig im Leben? Das ist eine adventliche Frage auf dem Weg nach Weihnachten.
Ich wünsche Euch und Ihnen in diesem Sinne eine frohe und hoffentlich besinnliche adventliche Zeit!
Ihr
Pastor Gregor Kauling,
Rektor der Wallfahrt in Kevelaer